6.27.2012

Richtigstellung: Eine Gewerkschaft ist eine Gewerkschaft

In Folge der M31-Demonstration wurde in der Frankfurter und Wiesbadener Tagespresse - zuletzt im Wiesbadener Kurier vom 14. Juni 2012 - in Artikeln und Interviews wiederholt die falsche Behauptung aufgestellt, die FAU sei eine „gewerkschaftsfeindliche Vereinigung". Folgende Richtigstellung unsererseits wurde bisher nicht abgedruckt.


1. Die FAU ist eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft (von anarchos (griech.) = herrschaftslos und syndikat (franz.) = Gewerkschaft). Es ist ein Widerspruch in sich, eine Gewerkschaft als „gewerkschaftsfeindlich“ zu bezeichnen. Dass die FAU eine Gewerkschaft ist wurde gerichtlich und von der ILO bestätigt.

In anarchosyndikalistischen Gewerkschaften entscheiden die Mitglieder selbst über alle Belange und nicht bezahlte Funktionäre wie bei DGB-Gewerkschaften, in denen laut Satzung die Vorstände jeden Beschluss der Basis überstimmen können.


2. Der Anarchosyndikalismus ist ein integraler Bestandteil der internationalen Gewerkschaftsbewegung. In südeuropäischen Ländern wie Spanien, Italien, Frankreich, aber auch in Schweden ist der Anarchosyndikalismus traditionell verankert. Beispielsweise ging der letztlich von allen Gewerkschaften getragene Generalstreik am 29. März 2012 in Spanien vor allem auf die Initiative der anarchosyndikalistischen Gewerkschaften CNT, CGT und Solidaridad Obrera zurück. Auch unsere Vorgängerorganisation, die FAUD, hatte in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts 200.000 Mitglieder, von denen viele in den KZ der Nazis ermordet wurden.

3. In vielen Streiks und Arbeitskämpfen der letzten Jahre hat die FAU Seite an Seite mit Unorganisierten und DGB-Mitgliedern gekämpft. Unterhalb der Funktionärsebene gibt es dabei selten Probleme (Emily-Komitee, Berlin; Streik beim Flughafen-Catering-Service Gate Gourmét, Düsseldorf 2005; Arbeitskampf Kino Babylon, Berlin 2010/2011, um einige zu nennen). Aus dem Arbeitskampf und der Fabrikbesetzung beim Fahrradhersteller Bike-Systems 2008 in Nordhausen (Thüringen), ging mit Unterstützung der FAU die selbstverwaltete Produktion des Strike Bikes hervor (mit dem Mitglieder der Linkspartei Wiesbaden gerne auf Demonstrationen erscheinen).

4. Neben der FAU wurden Branchengewerkschaften wie GDL, GdF, UFO oder Cockpit vom Apparat der DGB-Gewerkschaften massiv bekämpft und haben sich letztendlich deshalb durchgesetzt, weil sich die dort organisierten Menschen vom DGB nicht mehr vertreten sahen. Der Versuch der DGB-Führung, das alte Gewerkschaftsmonopol durch Geheimabsprachen mit dem BDA und der Bundesregierung - zur gesetzlichen Verankerung der Tarifeinheit - wieder herzustellen, scheiterte erst am gemeinsamen Widerstand von GDL, Cockpit, UFO, FAU, Marburger Bund - und besonders der aktiven Basis von ver.di und IG Metall. „Gewerkschaftsfeindlich“, im Sinn von feindlich gegenüber konkurrierenden Organisationen, ist insofern eher die Funktionärsebene des DGB als die FAU.

5. Auch kleine Gewerkschaften sind Gewerkschaften mit entsprechenden Rechten. Wir als FAU sehen die Sache sportlich - Konkurrenz belebt das Geschäft - auf das endlich wieder unsere Rechte als ArbeitnehmerInnen im Mittelpunkt stehen und nicht Sozialpartnerschaft und Standortnationalismus. Die haben in den letzten fünfzehn Jahren zu immensen Profiten der Konzerne und zu Reallohnverlusten der ArbeitnehmerInnen geführt.

FAU-Lokalföderation Rhein/Main 

www.fau.org/Frankfurt

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